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Turnhalle Kallmünz – Der richtige Weg?


Die persönliche Sicht des Sachverhaltes von unserem

Marktgemeinderat Rainer Hummel teilen wir gerne:

Seit Jahren wird über die marode Schulturnhalle diskutiert. Das hier dringend etwas geschehen muss ist unumstritten. In den letzten Sitzungen des Marktrates und des Schulverbandes Kallmünz sind nun Entscheidungen gefallen. Die Bürgermeistermehrheit aus CSU, CWG und einem Freien Wähler hat beschlossen, die bestehende Turnhalle zu sanieren und einen Mehrzweckraum anzubauen. Ob damit der richtige Weg beschritten wird, halte ich allerdings für fraglich. Die wichtigsten Punkte:

Bedarf

Einer der wichtigsten Punkte ist natürlich die Größe der Halle, sprich welcher Bedarf besteht. Da die Halle von der Schule und von Vereinen genutzt wird, gilt es die beiden Punkte zu betrachten.

Bei der Schule ist dies relativ einfach, da dies die Regierung vorgibt. Anhand der Schülerzahlen steht Kallmünz eine Einfachturnhalle zu. Somit wird auch nur eine Einfachturnhalle entsprechend gefördert. D. h. jedoch nicht, dass nicht größer gebaut werden darf. Denn eine Zweifachturnhalle bringt erhebliche Vorteile in der Unterrichtsorganisation mit sich. Ab der 5. Klasse dürfen Buben und Mädchen keinen gemeinsamen Sportunterricht mehr haben. Bei der Einfachturnhalle muss daher mit dem Sportunterricht verstärkt auf den Nachmittag ausgewichen werden. Dies wiederrum führt zu erhöhten Beförderungskosten. Deshalb hat sich der Rektor der Schule, Dr. Igl für eine Zweifachturnhalle ausgesprochen.

Bei den Vereinen ist der Hauptnutzer der ATSV Kallmünz. Schon seit mehreren Jahren ist es so, dass mehrere Sportstunden der Damengymnastik im Bürgersaal Kallmünz abgehalten werden müssen, da die Turnhalle voll belegt ist. Will man also alle bestehende Sportangebot in der Turnhalle abhalten, ist eine Erhöhung der Kapazitäten notwendig. Das bedeutet, dass min. 3 Räumlichkeiten zu Verfügung gestellt werden müssen.

Der ATSV Kallmünz hat deshalb in einem Antrag an den Gemeinderat den Neubau einer Zweifachturnhalle mit Mehrzweckraum gefordert. Leider hielt es keine Vertreter des ATSV für nötig an der Gemeinderatssitzung teilzunehmen (Ebenso wie an einer geplant Besichtigungsfahrt). Damit machte es der ATSV den Kritikern dieser Lösung natürlich sehr einfach, da der Eindruck entstand, dass sich beim ATSV nicht wirklich jemand dafür interessiert.

Die nun mit der Bürgermeistermehrheit beschlossen Lösung deckt meiner Meinung nach den bereits jetzt bestehenden Bedarf nicht ausreichend ab. Künftige neue Sportangebote können dann nur zu Lasten bestehender Angebot eingeführt werden.

Eine Zweifachturnhalle mit Mehrzweckraum würde der Schule und den Vereinen sehr gute Möglichkeiten, auch im Hinblick auf künftige Entwicklungen geben. Weitblickend und Nachhaltig ist die beschlossene Lösung nicht.

Entscheidungsfindung

Der Weg bis zur nun getroffenen Entscheidung war „ungewöhnlich“. Gerade im öffentlichen Bereich ist der Entscheidungsweg eigentlich relativ klar vorgegeben. Zuerst müssen ein paar Fragen beantwortet werden.

  • Wie groß ist der Bedarf?

  • Was kann sich der Markt leisten?

  • Welche Zuschüsse gibt es?

Wenn diese Fragen beantwortet sind, kann man in das Vergabeverfahren einsteigen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeit. Aber dazu später mehr.

In Kallmünz wurde ein anderer Weg gewählt. Der Schulverband gab dem Architekten Haneder vom Architekturbüro Haneder & Kraus den Auftrag Planungsentwürfe zu erstellen. Damit stieg man bereits mit Entwurfsplanungen in die Diskussion ein. Das hatte zu Folge, dass sich die Diskussionen nur noch um die vorliegenden Entwürfe drehten. Alle Entwürfe, bis zur Entscheidung waren es schließlich zehn Stück, basieren eigentlich immer auf der gleichen Grundidee. Andere, innovativere Lösungen waren damit leider komplett außen vor.

Aufgrund dieser Entwürfe ist nun die Entscheidung gefallen.

Ich habe dagegen den Vorschlag gemacht einen Ideenwettbewerb durchzuführen. Ein Wettbewerb würde uns verschiedene Ideen liefern. Das Gegenargument eine Wettbewerb ist teuer zieht nicht, da ein Wettbewerb durch bessere Lösung aus Erfahrung zu einer ca. 10% geringeren Bausumme führt. Außerdem könnten in den Wettbewerbsbedingungen festgelegt werden, dass sich nur Architekten beteiligen dürfen, die eine große Erfahrung beim Bau von Turnhallen haben. Mit einem Wettbewerb würden wir die beste und nicht die erstbeste Lösung bekommen.

Anscheinend wurden der Bürgermeister und seine Mehrheit davon völlig überrascht. In der Gemeinderatssitzung viel dem Bürgermeister nicht nur keine Gegenargument dazu ein, einige CSU- und CWG-Gemeinderäte sprachen sogar ihre Sympathien für einen Wettbewerb aus. Bereits am nächsten Tag ließ allerdings der Bürgermeister über die Presse mitteilen, dass er von einem Wettbewerb nichts hält. Auch von ihren positiven Äußerungen wollte dann keiner mehr etwas wissen und so wurde der entsprechende Antrag schließlich abgelehnt.

Realisierung

Die Turnhalle ist im Eigentum des Schulverbandes Kallmünz. Der Markt Kallmünz zahlt daher auch Miete für die Nutzung durch die Kallmünzer Vereine.

Ich bin der Meinung, dass verschiedene kommunale Ebenen gut und vernünftig Zusammenarbeiten sollen. Darum haben SPD, Grüne und Freie Liste auch beantragt das Vorhaben in einer Bauherrengemeinschaft durchzuführen. Das bedeutet Schulverband und Markt Kallmünz sind beiden Bauherren und können somit auch Einfluss auf Entscheidungen nehmen.

Leider wurde auch dieser Antrag abgelehnt, so dass jetzt der Schulverband alleiniger Bauherr ist. D.h. der Gemeinderat Kallmünz kann gar nichts entscheiden. Inwieweit die vom Bürgermeister angekündigte große Beteiligung, was nur einen Informationen sein kann, trägt wird sich noch zeigen. Von einer der wichtigsten Entscheidungen, nämlich wär den Planungsauftrag bekommt, hat der Gemeinderat jedenfalls im Vorfeld nichts erfahren.

Vergabe

Dass den Planungsauftrag für die Sanierung das Büro Hander & Kraus bekommen hat wundert nicht. Allerdings halte ich die Entscheidung für falsch.

Seit Monaten wurde der Bürgermeister immer wieder nach Referenzen beim Turnhallenbau des Architekten Haneder gefragt. Niemals gab es darauf eine Antwort. Auch auf der Homepage des Büros, findet man keinerlei Hinweis auf ein Turnhallenprojekt. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass ein Architekt mit seinen Referenzen wirbt. In der letzten Sitzung nun hat der Bürgermeister bekannt gegeben, dass die Sanierung der Turnhalle an der Realschule in Burglengenfeld vom Büro Haneder & Kraus geplant war. Inwieweit das Projekt erfolgreich war, kann ich nicht beurteilen. Mehr Referenzen gibt es anscheinend nicht. Unter Erfahrung im Turnhallenbau verstehe ich etwas anderes.

Des Weiteren war das Vergabeverfahren völlig intransparent. Es ist völlig unbekannt, welche Architekten noch um ein Angebot gebeten wurden und wie diese Angebote aussahen. Durch die bereits vom Büro Haneder & Kraus geplanten Vorentwürfe hatte das Büro auch einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern. Ob die Entwürfe den Mitbewerbern zur Verfügung gestellt wurden, wie es eigentlich vorgeschrieben wäre ist ebenfalls nicht bekannt.

Das der Architekt, der bereits extra beauftragte und bezahlte Vorentwürfe geplant hat, dann auch den eigentlichen Planungsauftrag bekommt, kann einen schon nachdenklich machen.

Sanierung contra Neubau

Jetzt wird die Turnhalle also saniert. Da stellen sich weitere Fragen.

  • Ist es statisch möglich, das neue geplante Satteldach zu errichten.

  • Ist der Altbau mit Schadstoffen versehen, die teuer ausgebaut und entsorgt werden müssen

Zwei ganz entscheidende Fragen, die eigentlich vor der Entscheidung beantwortet werden sollen. Der Bürgermeister und sein Mehrheit sieht dies allerdings nicht so.

Ich bin der Meinung, dass vernünftige und tragfähige Entscheidung nur dann getroffen werden können, wenn alle Informationen vorliegen. Dies ist hier eindeutig nicht der Fall.

Eine Sanierung eines 40 Jahre alten Gebäudes ist immer in Wagnis. Es wird mit ziemlicher Sicherheit zu Unvorhersehbarkeiten kommen, die dann richtig ist Geld gehen.

Damit gerät auch eines der Hauptargumente der Sanierungsbefürworter ins Wanken, dass die Sanierung billiger sei. Von der Kostenschätzung her stimmt das. Ob dies bei den wirklichen Kosten dann auch so bleibt, ist zu hoffen, bezweifle ich aber sehr.

Für die Sanierung mit Anbau eines Mehrzweckraums werden jetzt 3 Mio. € veranschlagt. Die Kostenschätzungen für einen Neubau lagen je nach Ausführungsvariante zwischen 2,9 und 3,7 Mio. €. Wobei erfahrene Architekten, die die Entwürfe und Kostenberechnungen gesehen haben, davon ausgehen, dass die Neubaukosten zu hoch angesetzt sind.

Berücksichtigt man noch die wahrscheinlichen Kostensteigerungen bei einer Sanierung, so ist es höchst wahrscheinlich, dass die jetzt getroffen Entscheidung auch finanziell ein Fehler ist.

Finanzierung

Laut erster Kostenschätzung wird die Sanierung der Turnhalle ca. 2,2 Mio. Euro kosten. Wie bereits erwähnt wird ausschließlich die Sanierung einer Einfachturnhalle gefördert. Dies sind ungefähr 700.000,- €. Bleibt eine Restsumme von 1,5 Mio. Euro, die zwischen Markt Kallmünz und Schulverband aufgeteilt werden. Auf Vorschlag des Bürgermeister wurde beschlossen, dass der Markt davon 900.000,- € und der Schulverband 600.000,- € bezahlt.

Von den Kosten des Schulverbandes kommen wieder 50 %, sprich 300.000 € über eine Investitionsumlage vom Markt Kallmünz. Somit bezahlt der Markt 1,2 Mio. Euro.

Die Kostenaufteilung basiert im Übrigen auf der Variante 4 (Neubau einer Zweifachturnhalle) der Vorentwürfe. Umgesetzt wir die Variante 10 (Sanierung der bestehenden). Diese Unstimmigkeit war jedoch nicht jedem im Gemeinderat einleuchtend.

Außerdem ist völlig unklar, wer für Kostensteigerungen aufkommen wird. Beide, Schulverband und Markt Kallmünz, haben jetzt eine Kostendeckelung beschlossen. Aus meiner Sicht reine Augenauswischerei, die dem Bürger vorgaukeln soll sparsam und verantwortungsvoll mit dem Geld umzugehen.

Wenn es zu Kostensteigerungen kommt, was bei einer Sanierung sehr wahrscheinlich ist, muss es ja jemand bezahlen. Hier sitzt der Schulverband eindeutig am längeren Hebel.

Es lässt sich also festhalten, dass der Markt Kallmünz zahlt seit Jahrzehnten Miete für die Benutzung der Halle und finanziert jetzt über 50% der Sanierung. Ob der Markt Kallmünz in Zukunft auch Miete zahlen muss, ist noch unklar. Ich befürchte ja.

Die Finanzierung geht voll zu Lasten des Marktes Kallmünz.

Ich hoffe, dass ich mit meiner Prognose bei der Kostenmehrung daneben liege. Es soll aber keine nachher sagen, das war nicht vorhersehbar.

Mehrzweckraum

Der angedachte Mehrzweckraum kostet nochmals ca. 800.000,- €. Somit liegen die Gesamtkosten bei ca. 3 Mio. €, wovon der Markt Kallmünz 2 Mio. € übernimmt.

Der Bürgermeister hat in der letzten Sitzung bereits hinterfragt, ob sich der Markt den Mehrzweckraum überhaupt noch leisten kann. Kann es also sein, dass wir am Ende nur die bestehende Halle saniert bekommen?

Mein Fazit

Die Herangehensweise war von Anfang falsch. Die Auswahl des Architekten war fragwürdig. Die Sanierung kostet wahrscheinlich mehr als ein Neubau. Und evtl. haben wir dann nicht einen Quadratmeter mehr an Turnhallenfläche.

Was wäre die Alternative gewesen?

  1. Intensive Gespräche mit den Behörden, was gefördert und genehmigt wird

  2. Umsetzung als Bauherrengemeinschaft, dass alle Beteiligten auch angemessen mitwirken können

  3. Neubau einer Zweifachturnhalle mit Mehrzweckraum

  4. Durchführung eines kleinen Realisierungswettbewerbes, um die beste und nicht die erstbeste Lösung zu bekommen

  5. Auswahl eines wirklich erfahrenen Architektenbüros um Fehler zu vermeiden

  6. Eine faire Finanzierungsvereinbarung zwischen Schulverband und Markt Kallmünz

  7. Gerechte und fest vereinbarte Aufteilung evtl. auftretender Mehrkosten zwischen Schulverband und Markt Kallmünz

All das wurde immer wieder in die Diskussion eingebracht und auch beantragt. Leider fand sich dafür nie eine Mehrheit.

www.rainerhummel.de

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